…ich erkenne die Welt …

…nicht wieder!!!

 

11.05.2020 – Also nun war es soweit, seit 6 Wochen in meinem zugegebenen schönen, wenn auch von Baustellenlärm begleiteten Reservat ging es zum ersten ‚Ausflug‘ in den öffentlichen Raum.

 

Ich war mich nicht einmal sicher dass ich das wirklich machen will und kann. Was erwartet mich da draußen? Welcher Umgang? Welche Welt?

 

Ich suchte mir eine Gesichtsmaske, zählte die Fahrten mit den Öffis durch und nahm mir dem entsprechende Menge an wegwerf Handschuhen mit. Dann ging es raus zur Bushaltestelle. Wenig Leute, also kein Problem mit Abstand, aber als der Bus anrollte verhedderte sich doch ganz sicher der Gummi der Maske mit meiner Brille, ja eigentlich klar – oder? Im Bus noch schnell die Handschuhe übergestreift. Lachen? Lachen tut wohl keiner hier? Alles auf Distanz ganz in sich gekehrt. Man spürt was Angst mit Menschen macht. Auch habe ich noch nie so wenige Menschen in der U Bahn gesehen. Alle Homeoffice? Jetzt plötzlich geht es, ist es möglich? Oder wie eine Bekannte meinte, jetzt plötzlich muss niemand mehr unnötig 2 Stunden mit dem Auto in die Arbeit fahren – das Wunder durch Corona? Und die Arbeit wird trotzdem erledigt.

 

Was mich aber am meisten Bedrückt ist einfach die ‚Stimmung‘ diese spürbare Einsamkeit  und Verunsicherung. Dann endlich am Naschmarkt. Handschuhe aus und Maske runter, fast schon befremdet gehe ich durch den fast verlassenen Bereich, zu meinen Ständen. Erste Frage mit oder ohne Maske? Und dann beginnt der Slapstick. Eine Dame mittleren Alters stellt sich mit Maske circa zwei Meter vor dem Stand meines Fleischhauers hin und beginn lautstark ihm ihre Bestellung ‚zuzuschreien‘? Jetzt hat die Vitrine ja eh schon einen Meter – also Sicherheitsabstand drei Meter – ich stand fassungslos daneben um konnte nicht anders als einfach loszulachen. – Ja aber darf das ein Hochrisiko Patient? – Ja ich denke wirklich jeder sollte jetzt schön langsam wieder Verantwortung für seine Gesundheit und sein handeln übernehmen. Diese Panikmache geht mir einfach zu weit, und ich will ganz sicher nicht die nächsten zwei Jahre damit leben.

 

Aber hier gibt es wenigstens noch ein Lächeln ein Hallo, eine Spur von Humor und Sein.

 

Dann geht es wieder ab in die U Bahn, bevor ich jedoch die Straßenbahn nehme, überlege ich gründlich ob ich nicht doch lieber zu Fuß gehe, – Zeit wäre noch, aber da ist sie auch schon am anrollen. Und dann beginnt der nächste Spaß. Friseurtermin mit medizinischer Maske (zwei Gummibänder hinter dem Kopf). Einfach zu vergessen so sitze ich dann die ganze Zeit und halte mir das blöde Ding vor mein Gesicht.

 

Den Weg zum nächsten Bus lege ich dann doch liebe zu Fuß zurück, leider mit recht schmalem Gehsteig und man merkt so richtig wie unsicher die Menschen sind – klar gibt es auch Rüpel, aber eher wenige. Nur wie überholen, wenn es gar nicht möglich ist einen Meter Abstand zu halten, oder was mache ich wenn ich Pause machen möchte? Wo stell ich mich hin?

 

Nach meinem letzten Termin nehme ich ein Taxi und beschließe ‚den Einkauf lasse ich sein das schaffe ich jetzt einfach nicht mehr‘, und komme relativ geschafft zu Hause an.

 

SMS an einen guten Freund (mein Friseur):

 

Also die Welt in der ich heute war, hat mit dieser gar nichts gemein, trotzdem schön dich gesehen zu haben – schönen Tag

 

Das nächste Mal tun wir uns drücken! Schön ist deine Welt

 

Darauf freu ich mich schon – wenn du magst genügend Platz für Zwei!

 

Also ich für meinen Teil, werde noch einige Zeit die angebotene Hilfe für Einkäufe und so in Anspruch nehmen, und mich erst ganz langsam an diese Welt ‚gewöhnen‘. Der nächste ‚Trip‘ geht in den Prater, bis dahin eine schöne Aktive Zeit.

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