Meine Geschichte
Meine erste Begegnung mit COPD war so um das Jahr 2000 herum. Ich war selbstständig und ziemlich im Einsatz, habe viel geraucht und machte wenig bis gar keinen Sport. Wegen Schwierigkeiten, Luft zu bekommen, ging ich zum Lungenarzt. Der diagnostizierte COPD im 2. Grad nach Gold. Damals habe ich das noch nicht so ernst genommen, viel zu merken war ja nicht. Man wird halt älter, ganz normal.
Als es dann ein paar Jahre später doch merklich schlimmer wurde, war ich bereits bei COPD Stufe 3 angelangt. Mein Arzt meinte, ich solle schleunigst aufhören zu rauchen, sonst bräuchte ich demnächst regelmäßig Sauerstoff. Ich begann, etwas Atemtraining zu machen – allerdings mit mäßigem Einsatz, und beim Belastungs-EKG erntete ich nur ein mildes Lächeln des Arztes – was meine Ambitionen, mehr für meine Gesundheit zu tun, nicht unbedingt stärkte.
Wirbeleinbrüche und damit verbundenen Schmerzen brachten mich schlussendlich zu Kieser-Training – und das war das erste Mal, dass ich dachte: Ok, damit kann ich etwas anfangen. Trotzdem habe ich nichts Wesentliches geändert, habe weiter geraucht, mich zu wenig bewegt, kaum gesund gegessen, zuviel getrunken und zu wenig geschlafen. Man lebt ja nur einmal, oder? Das hatte dann jedoch (beinahe) ein jähes Ende gefunden, als ich an einem extrem schönen Juni-Tag ein Geburtstagsessen für meine Tochter vorbereiten wollte und beim Einkaufen merkte, dass ich kaum noch voran kam, weil ich schon nach wenigen Schritten immer wieder eine Pause einlegen musste. Tja, das Essen musste entfallen, ich fand mich kurz darauf auf der Intensivstation wieder.
2014 – erstmals Intensivstation
Im Nachhinein sage ich immer „Gott sei Dank‘“, auch wenn das Erlebnis selbst ganz schön heftig war. Warum „Gott sei Dank“? Nun, ich hatte wohl dermaßen viele Beruhigungsmittel in mir (offenbar hatte man Angst, dass ich sonst einfach aufstehe und gehe), dass ich keinerlei Entzug spürte, weder Nikotin noch Alkohol. Und als ich aufwachte und wieder halbwegs bei Sinnen war, hatte ich auf beides einfach keine Lust mehr.
Ein neuer Anfang
Allerdings was es schwierig wieder zurück zu finden – ich war inzwischen bei COPD Stufe 4 angelangt und konnte kaum noch 10 Meter gehen, ohne schwere Atemnot zu bekommen. Damals begann ein langer Weg des langsamen Aufbaus, inklusive Rückschläge.
Ich begann, ganz regelmäßig zwei Mal pro Woche Kieser-Training zu absolvieren und ging jeden Sonntag ein Stück durch den Prater, anfangs auch mit Hilfe meiner Töchter und Freunde, die mich bei meinen ‚Ausflügen‘ begleiteten – damit ich auch sicher war, wieder heil nach Hause zu kommen. Durch Zufall wurde mir vom Otto-Wagner-Spital ein Lungenarzt empfohlen, der mir zu einer Ventilimplantation riet.
Intensivstation-Aufenthalt Nummer 2 und 3
Leider kam da noch etwas dazwischen. Ende Februar 2016 erwischte ich eine Infektion, deren Ausbruch ich zuerst für eine „einfache“ Panikattacke hielt, die Atemnot wurde aber, anstatt sich langsam wieder zu legen, immer schlimmer. Als ich am ganzen Körper zitternd endlich die Rettung rief, war es beinahe zu spät. Neuerlich fand ich mich auf der Intensivstation wieder, intubiert und künstlich beatmet.
Nach 14 Tagen verbrachte ich endlich wieder einen Tag zu Hause und hatte am Abend prompt einen „Rückfall“. So landete ich ein drittes Mal auf der Intensivstation. Als ich nach 6 weiteren Tagen entlassen wurde, war meine Lungenleistung von zuvor FEV 30% nunmehr auf FEV 24,8% gesunken.
Beginnend mit der darauffolgenden Reha-Phase 2 in der Therme Wien Med, die mir sehr geholfen hat, setzte ich aber meine regelmäßigen Trainingseinheiten fort. Und mit der nötigen Geduld und Konsequenz hatte ich nach einiger Zeit auch das Gefühl, dass sich da etwas zum Besseren entwickelt. Bald konnte ich auch meine sonntäglichen Runden im Prater wieder aufnehmen.
Meine Ventilimplantationen
Im Juni 2016 erfolgte die geplante Ventilimplantation – mit bemerkenswertem Erfolg: Bereits am nächsten Tag konnte ich auf dem Gelände des Otto-Wagner-Spitals die erste Runde drehen. Nach einem Monat war mein FEV Wert bereits auf 39,4% gestiegen. Leider kam es in der Folge aber auch hier zu Komplikationen, die zwei weitere Operationen zum Einsetzen neuer Ventile nötig machten.
Seither aber kann ich von einer kontinuierlichen Verbesserung sprechen. Ich trainiere mehrmals die Woche in den Bereichen Atem-, Ausdauer- und Krafttraining und schaffe inzwischen sogar Radtouren von über 30 km, bin aktiv und komme im Alltag zumeist ganz gut zurecht, sofern mich keine unvorhersehbaren Anstrengungen oder Stressmomente überraschen.
Seit Jänner 2017 berichte in meinem myCOPD-Blog über meine Erfahrungen, um auch andere Betroffene zu motivieren, aktiv zu bleiben und das Leben zu genießen.